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Deutscher Comedy-Preis für eine Verhöhnung Afghanistans

Verspätete Gedanken zur Comedy-Serie “Das Institut: Oase des Scheiterns”, die in der fiktiven Stadt Kallalabad im ebenso fiktiven Land Kisbekistan spielt und 2018 den deutschen Comedy-Preis gewann.

Dieser Beitrag kommt zu spät. Mittlerweile sind die Sendungen der deutschen Comedy-Reihe “Das Institut: Oase des Scheiterns” nicht mehr in der BR-Mediathek verfügbar, und die gleichnamige Podcastreihe wurde offenbar nach der Machtübernahme der Taliban ebenfalls aus dem Programm genommen. Nachdem die Rohfassung dieses Beitrags geraume Zeit in der Schublade lag, folgt hier die Überarbeitung.

Die Sendung “Das Institut: Oase des Scheiterns” vom BR erhielt 2018 den deutschen Comedy-Preis, bereits im Vorfeld brach in den deutschen ehemaligen Nachrichtenmagazinen jähe Begeisterung über die Nominierung aus, in den Medien wurde in höchsten Lobestönen ein angeblicher Meilenstein deutscher Comedy gefeiert. Deutsche Comedy: ein Genre, das hierzulande bis auf wenige Ausnahmen bereits alle Qualitätsansprüche weit unterschritten hat und sich heute auf einem mediokren Niveau zwischen infantilem Infotainment und salopper Geist- und Bildungsfeindlichkeit eingependelt zu haben scheint. “Das Institut” und seine Macher wurden als frischer Wind präsentiert, fast schon als Rehabilitation des Genres, und der Tenor in den fast ausnahmslos gefälligen Kritiken lautete: Die Deutschen können wieder Comedy.

Eine Beispielszene aus “Das Institut”: Ein Stammesführer verlangt eine geköpfte Ziege als Gegenleistung dafür, dass das Institut die Schule seines Gebiets mit Lehrmaterialien versorgt.

“Das Institut” soll eine Culture-Clash-Comedy-Serie über ein Team von Deutschen sein, die einem ‘erfundenen’ muslimischen Volk an einem deutschen Sprach- und Kulturinstitut im fiktiven Land Kisbekistan die deutsche Kultur und Sprache beibringen sollen. Manche der einheimischen Frauen tragen eine ‘Burka’ und manche Männer einen Pakol, eine Kopfbedeckung, die etwa von verschiedenen Ethnien in Afghanistan und Pakistan getragen wird. Das deutsche Sprach- und Kulturinstitut der Sendung soll eine Persiflage auf das Goethe-Institut darstellen. Denn wo könnte man die Deutschen härter ins Mark treffen, wenn nicht in ihrem Stolz, das Volk der Dichter und Denker zu sein?

Das fiktive Kisbekistan mit seiner ebenso fiktiven Hauptstadt Kallalabad (Screenshot aus “Das Institut”, Bildrechte liegen beim Bayrischen Rundfunk)

Der Pseudo-Orient: “Kisbekistan” und seine Hauptstadt “Kallalabad”

Wie ließe sich die Sendung beschreiben? Die wilden, aber bei näherem Hinsehen doch ganz pfiffigen ‘Orientalen’ auf der einen Seite, und die regeltreuen, fettnäpfchenbegabten Deutschen auf der anderen. Und wie so oft bei deutscher Comedy gibt es Humor, der wie aus dem Mülleimer aufgegabelt scheint, gestelzt nach Skript gesprochen, Stakkatowitze im Anschlag. Der Witz der Sendung sitzt so gut wie eine eingelaufene alte Hose, in deren Falten Verachtung und eine klebrige Kruste von tugendhaft missverstandenem kritischen Bewusstsein nisten. Gut, man gibt vor, die Intention gehabt zu haben, die Deutschen “ein bisschen auf die Schippe zu nehmen”, wie Pop-Autor und Schauspieler Stadlober sagt. Nur, wie weit reicht eigentlich der Witz dieser Serie?

Auf der fiktiven Landkarte der Serie liegt das ebenso fiktive Land Kisbekistan in Gestalt einer Künstlerbüste zwischen Usbekistan, Tadschikistan, Turkmenistan, Afghanistan, Kirgisistan und Kasachstan, die Hauptstadt trägt den findungsreichen Pseudonamen “Kallalabad”.

Laut Selbstbeschreibung des BR liegt Kisbekistan “am Ende der Welt”. Ist das geschickt verborgene Ironie oder bloß die gängige Peripherialisierung und Exotisierung, die mit dem ‘Orient’ noch immer publikumswirksam betrieben wird? In der Serie hat das Schild des Instituts eine Unterschrift auf Dari, denn hier soll wohl mit dem ‘fiktiven’ Land Afghanistan gemeint sein, zumindest scheint man sich hieran meist zu orientieren. In vielen Szenen stehen allerdings nur Buchstabensalat oder spiegelverkehrt geschriebene Worte an den Wänden, in voller Absicht, wie der BR mir zur Rechtfertigung mitteilt, als ich nach der verkehrten Darstellung der Buchstaben frage und um Kommentar bitte:

„Hallo Vincent, „Das Institut“ spielt in Kisbekistan, einem Phantasieland im nahen Osten. Es wird hier eine ans Arabisch angelegte Phantasiesprache gesprochen und respektive auch geschrieben. Die Buchstaben an der Wand haben also keinen tieferen Sinn.“

Reaktion des BR in einer privaten Facebook-Nachricht

So viel Unkundigkeit in einer Nachricht verblüffte mich: Zwischen Usbekistan und Tadschikistan liegt der Nahe Osten? Dari wäre eine ans “Arabisch angelehnte Fantasieprache”? Das ist nichts geringeres als eine Schmähung und lupenreine Kulturarroganz. Buchstaben “ohne tieferen Sinn”? Wem hier eigentlich der Sinn abgeht, sollte mit dieser Aussage glasklar geworden sein, nämlich der achso gepriesenen monopolkulturellen deutschen Fernseh-Comedy-Maschinerie. In einer Szene steht beispielsweise “Goethe ist eine Wassermelone” an einer Mauer, nur eben falsch herum und mit unverbundenen Buchstaben. Das soll wohl selbstironisch verstanden werden als eine Anspielung auf die vielen Fehler, die westlichen Medien mit linksläufigen Sprachen noch immer unterlaufen.

“Goethe ist eine Wassermelone” – der Höhepunkt der deutschen Selbstkritik? Implizitheit als explizite Nicht-Haltung (Screenshot aus “Das Institut”, Bildrechte liegen beim Bayrischen Rundfunk) .

Das ist Kulturchauvinismus und keine Comedy, nach dem Motto: Die sprechen da unten sowieso so eine fremdartige Sprache mit so einer komischen Nudelschrift, da kleben wir ein paar Buchstaben an die Wand, das reicht schon, kommt schon, sucht nach etwas Lustigem, hauptsache der Witz kommt rüber. Egal ob Arabisch oder Farsi oder Dari, was auch immer, wir brauchen da etwas exotisches, es soll eben bloß irgendeine Sprache darstellen. Dass diese Sprachen und Kulturen aber real sind und keine Phantasiegebilde, die man beliebig verstellen und vermischen kann, hätte die Serie ernst nehmen und damit auf einem höheren Niveau spielen können. Das ist aber von deutschen Filmproduktionen nicht zu erwarten. Hier bleibt man deutlich hinter dem eigenen Anspruch einer kritischen Haltung zurück, den ich hier gütigerweise unterstellen möchte.

Damit hätten wir den theoretischen, von den Machern intendierten Pluspunkt der Selbstironie ja eliminiert. Tatsächlich können wir dem Recherche- und wohl auch dem Marketingteam des BR nicht einmal grundlegende Wikipedia-Kenntnisse attestieren, denn Dari als “eine ans Arabisch angelegte Phantasiesprache” ins Fernsehen zu bringen, ist tatsächlich ein filmreifer Fehlgriff. Gut, dass wir das auf Band haben und das überhaupt gesendet wurde, sonst hätten wir von dieser Glanzleistung einer Hintergrundrecherche nie erfahren. Damit scheint also für den BR alles in Butter zu sein. Frei nach der Devise: Wo “arabische” Buchstaben draufstehen und der Name des Landes auf “-stan” endet, ist traditionelle Kleidung, Islam, Gewalt und Ziegenhaltung drin.

Bei mir kommt dieser Ulk jedenfalls nicht an, denn das Gesamtkonzept ist schlichtweg zu problematisch. Der gewollt gefährlich anmutende Orientbrei, zu dem die Sendung verschiedene Nationen, Sprachen und Kulturtraditionen vermischt hat, stellt eben doch wieder nur den ‘Orient’ als Phantasievorlage einer Gegenwirklichkeit dar, und die Sendung fokussiert sich derart auf die Charakterentlarvung der Deutschen als Lacherkanone, dass dieser fiktive ‘Orient’ immer nur brauchbare Kulisse bleibt, die Menschen und ihre traurigen Schicksale bloße Statisten. Sie bleiben bedeutungslos, es sei denn der Deutsche kann im Umgang mit ihnen seine Borniertheit und Peinlichkeit zur Schau stellen. Wenn sie Fokus erhalten, dann meist nur in der Rolle als wider Erwarten schlagfertige und gewiefte Helfer, die ihre deutschen Kulturbetreuer gekonnt vorführen, ihre Erwartungen übertreffen oder ihre Vorurteile aufzeigen. Auch das, nämlich die Schläue und Schlitzohrigkeit der ‘Orientalen’, die sich erst im entscheidenden Augenblick enthüllt und in der auch der Überraschungsmoment von List und Tücke mitschwingen kann, ist ein klassisches Thema des Orientalismus.

In einer anderen Szene kommen die Bewohner von Kallalabad in Scharen angelaufen und klopfen ungestüm an das Tor des deutschen Sprachinstituts, um Versorgungspakete zu erhalten. Das Bildungsangebot scheinen sie nur widerwillig anzunehmen. Bart tragen ist für die Statisten Pflicht. Und der Deutsche bringt natürlich aus Versehen eine Schweins-Leberwurst zu den ‘Orientalen’, die daraufhin die gute deutsche Leberwurst beleidigt wegwerfen. Die Serie rühmt sich zwar damit, die Deutschen zu persiflieren und schonungslos zu kritisieren, aber ein diversifiziertes Bild der imaginierten ‘Orient’-Bevölkerung ist dabei wohl ganz unter den Tisch gefallen.

Bequem: Minen ohne Opfer

Auf dem Fussballplatz des Instituts – auf dem natürlich ebenfalls Ziegen herumlaufen – tritt ein Deutscher eines Tages auf eine Mine und muss stehen bleiben, weil sie sonst auslöst und ihn zerfetzen würde. Es wird darüber sinniert, wie man eine Springmine mit einem Faustschlag wegschlägt. Für wen das wohl amüsant ist? Wohl kaum für tatsächliche Minenopfer und ihre Hinterbliebenen. Die Sendung leistet sich mit ihrem angeblich alles durchdringenden Sarkasmus immer wieder derartige Geschmacklosigkeiten, um es gelinde auszudrücken. Eine Deutschlehrerin pflichtet ihren Sprachschülern bei: „Die deutsche Sprache ist wie Kisbekistan ‒ trocken und widersprüchlich und voller unentdeckter Minen.“ Selbst wenn man all diese programmierten Scherze wohlwollend als Seitenhieb auf deutsche Arroganz deuten wollen würde (ich tue es nicht), bleibt doch der Eindruck, dass das hier keine intellektuelle Reflektionsebene in Comedy-Form ist, sondern leider der traurige Ist-Zustand des deutschen Humors, der offenkundig nicht nur oft unter der Gürtellinie, sondern auch unter einem Mindestanspruch von Menschenwürde liegt.

Welches Problem könnte eine Hüpfburg machen? Vielleicht, wenn sie durch eine Messerstecherei in Mitleidenschaft gezogen wird. Nur echt in Kisbekistan (Screenshot aus “Das Institut”, Bildrechte liegen beim Bayrischen Rundfunk).

Aber das Endprodukt lohnt sich ja für die Beteiligten, endlich kann deutsche Fernseh-Comedy wieder was, die Hoffnung wächst, und die Preismaschinerie wurde auch schleunigst angeworfen: Robert Löhr erhielt etwa 2018 in der Kategorie Drehbuch den Bayerischen Fernsehpreis. Ein Innovationspreis ist es sicherlich nicht, denn bereits 2013 hatte die BBC eine mehrteilige, verdächtig ähnlich gestrickte Sendung produziert, die im fiktiven Tazbekistan spielte. Wie dem auch sei, die Lobeshudelei lief wie geschmiert. Die NOZ bezeichnete “Das Institut” als “brilliante Serie”. Für die Fortsetzung konnte der BR dann auch den WDR, den NDR und die Telekom als Partner begeistern. Telekom-TV-Chef Wolfgang Elsäßer bezeichnete das Format als “hochwertigen deutschen Inhalt”, den man gerne den Kunden präsentiere. Die Süddeutsche Zeitung meinte: “richtig lustig”. Vergeblich sucht man nach geistvollen Kritiken, und wenn man sie findet, so drehen sie die Spürnase, welch Wunder, exakt wie die deutsche Comedy, zielgenau in die falsche Richtung. In der Berliner Zeitung wurde sogar moniert, die Sendung mache das Goethe-Institut undankbarerweise zum “Symbol für deutsche Überheblichkeit und Besserwisserei”.

Einer der seltenen Kritiker, der seine Aufgabe etwas ernster genommen hat, schreibt:

“Die Grenzen des guten Geschmacks werden häufig gestreift, je nach persönlicher Auffassung vielleicht auch überschritten. So gilt im Institut die Zahl der Bombendrohungen als Ausweis für den Erfolg einer Veranstaltung. Und es erscheint inhaltlich sehr bemüht und nur bedingt witzig, wenn dem Institut ausgerechnet der ausgediente Wagen einer Schlachterei zur Verfügung gestellt wird und außen ein fettes Schweinchen Dick prangt – in einem Land, in dem das Schwein als unrein gilt. Prompt wird Johann Gmeiner von muslimischen Passanten gezwungen, das Auto mit christlichen Kreuzen, Hakenkreuzen, Judensternen vollzuschmieren.”

Harald Keller, Titelbach.tv

Dennoch ist er der Meinung, das Programm hebe sich “thematisch wohltuend ab von den sonst dort bevorzugten Milieus und Themen“. Und Thomas Lückerath schrieb: “ideales Bingewatching-Material für die Feiertage“. Na dann, guten Appetit.

Es ist einfach so: die Deutschen lieben die Selbstkritik im Comedy-Format, vor allem wenn sie sich am international zur Comedyroutine verkommenen Spiel mit dem Zucht- und Ordnungssinn der Deutschen laben können, um ja nicht als humorlos zu gelten. Hier und da ist die Mixtur gespickt mit lakonischen Seitenhieben auf deutsche Innen- und Aussenpolitik, als würde man mit einem Karanavalssäbel aus Karton eine lästige Brummfliege verjagen wollen, das soll wohl zumindest einen Hauch von Tiefe suggerieren. Es sind nicht mehr als behäbige kabarettistische Anwandlungen. Da hält so manche Büttenrede weitaus mehr an substantieller und kluger Kritik an der Machtgier und Hybris des deutschen Bürgertums und den kriegstüchtigen Funktionären im Bundestag bereit.

Screenshot aus “Das Institut”, Bildrechte liegen beim Bayrischen Rundfunk

Der obligatorische Podcast zur Serie

Der Erfolg muss so groß gewesen sein, dass das Format ab Mitte 2020 dann in einer acht-folgigen Podcastserie mit diversen Stargästen, denen jede infantile Nebentätigkeit gut genug ist, weiter ausgeschlachtet wurde. Offensichtlich nur, um die Sendung noch besser bewerben zu können, wurde nun im Podcastformat viel inhaltsloser Content produziert, vielleicht lag auch einfach nur zu viel akzeptables Lacher-Material in der Schublade, das es nicht in die Serie geschafft hatte. Bereits die Beschreibung des Podcasts spottet jeder Beschreibung:

“Das Institut macht weiter: Das Deutsche Sprach- und Kulturinstitut versucht in seiner schäbigen Zweigstelle in Kallalabad, das Volk von Kisbekistan für Deutschland zu begeistern. Was leistet diese Oase des Scheiterns im hintersten Orient?”

Podcastbeschreibung in der BR-Mediathek

Aha, “schäbig” und “hinterster Orient”. Ich werde den üblen Beigeschmack einfach nicht los. Die Szenerie und die Dialoge erinnern an den angeblichen ‘Humor’ der rassistisch aufgeladenen Pseudo-Fakten, die früher in offen fremdenfeindlichen Schund-Büchern wie “Reiseführer für Absurdistan” verbreitet wurden, in denen Fotografien von Menschen mit schlechtem Gebiss aus fernen Ländern abgebildet wurden mit Unterschriften wie “Beste Zahnvorsorge im Nahen Osten” und dergleichen. Am Rande dieses Niveau-Abgrunds balanciert die gesamte Sendung. Mit einem Wort: deutsches Standardfernsehen. Und der für die kommerzielle Ausbeutung mittlerweile obligatorisch gewordene, vollkommen irrelevante und uninteressante Podcast presst noch das letzte Quentchen Humorlosigkeit aus der Serie, um es für gelangweilte Fans als edlen Tropfen zu servieren. Krampfhaft werden dort Interviews mit lustigen Einspielern geführt, um den Schauspielern eine extra Portion Aufmerksamkeit und den Zuhörern eine suggerierte Meta-Ebene zur TV-Serie bieten zu können, als handle es sich dabei um etwas, das bereits Kultstatus genieße.

Belohnungsinstrument Comedypreis

Wenn eine Sendung für den deutschen Comedy-Preis nominiert ist, dann ist damit bereits alles gesagt, das ist ja immerhin das Belohnungsinstrument für eine der untersten Kategorien hiesiger Unterhaltung. Es ist eine Nah-Ost-Comedy deutscher Machart mit einer ordentlichen Prise Selbstironie, wie man dem Zuschauer verspricht. Die Konstellation der Kulturen allein soll wohl schon den ganzen Witz darstellen. Auch noch schlecht gespielt und zu viel unglaubhaftes Geschrei. Na gut, das versucht der BR wohl geschickt unter Trash-Comedy zu verbuchen, an der Geschmacklosigkeit ändert das allerdings nichts: die Deutschen bei einer Kulturolympiade unter Muslimen in einem pseudo-Afghanistan, dessen Einwohner ja unweigerlich als unter Ziegen lebend dargestellt werden müssen. Die Selbstbeschreibung des BR lautet: “Bitterböse Comedy”. Das ist die öffentlich-rechtlich verortbare Variante von übler, nicht lernfähiger politischer Inkorrektheit, die mit einem nichtsnutzigen Comedypreis belohnt werden kann, damit der Sender und die Beteiligten ihren Lebenslauf und ihren Geldbeutel aufbessern können.

“Das Institut” sucht die Schuld an der mangelnden interkulturellen Kompetenz und den fremdenfeindlichen Vorurteilen der Deutschen in einer übertrieben schroffen Skizze deutscher Biederkeit. Eine Art Charakterstarre, die irgendwo zwischen Goethe und dem Fall der Mauer eingetreten zu sein scheint und bis heute fortwirken soll, damit die tatsächliche Charakterkrise, die eigentlich eine schwelende Krise des Geistes und des Erzählens ist, nicht ernsthaft behandelt werden muss. Damit wird die Schuld an der eigenen Kulturarroganz projiziert auf eine imaginierte deutsche Scham-Identität, die eine Absühnung umso bequemer auf sich nehmen kann, weil sie eine billige Überzeichnung aus der Comedy-Retorte ist. Sie belastet das Publikum nicht, sondern entlastet es. Mit dieser Sendung sollen die Deutschen scharf aufs Korn genommen werden, und ausgerechnet das arbeitet man klamaukig auf einer orientalistischen Folie des exotischen Anderen ab. Ich gratuliere dem BR nachträglich zu seinem peinlichen und schlimmen Absturz.

Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan wurde der Podcast übrigens aus dem Programm genommen und alle ausgestrahlten Folgen aus der Mediathek entfernt. Vielleicht weil man plötzlich Angst hatte, als taktlos zu gelten, und man nun versucht, die eigene Spur zu verwischen, so wie auch die deutsche Bundeswehr aus Afghanistan mitsamt ihrer Biervorräte abgezogen ist?

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By Vincent Vaessen

Works in refugee and youth welfare, former student of Iranian Studies, avid music collector, podcast listener, Linux and free software enthousiast.

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